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Superblock-Reihe – (1) – Wie klappt das anderswo?

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Ein neues Zauberwort macht die Runde: “Superblocks” – doch kaum jemand weiß, was sich dahinter genau verbirgt. Was ist so super an diesen Blocks? Barcelona, Berlin und Darmstadt experimentieren bereits damit und allgemein wird in den meisten Großstädten diskutiert, wie man Wohnbezirke grüner, autoärmer bzw teils autofrei und mit größerer Aufenthaltsqualität im Straßenraum gestalten kann. Nun hat auch Wiesbaden einen Sonntag lang, am 3. Juli 2022, in ausgewählten Straßenzügen Superblock-Zonen eingerichtet (Superblock-Sonntag in Wiesbaden am 3.7.2022). Und viele Anwohner:innen, Besucher:innen und Verantwortliche hoffen seitdem, dass es keine Eintagsfliege bleiben möge, sondern ein Modell für die Zukunft werden könnte: keine (einmalige) Nachbarschaftsfeier, sondern Impuls für weitergehende städtebaulichen Veränderungen in Wiesbaden. Auch im Kooperationsvertrag  aus 2022 von SPD, Grünen, Linken und Volt in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung (StVV) findet sich das ominöse Stichwort Superblocks wieder.

Wiesbaden neu bewegen e.V., ein Zusammenschluss von Bürgern, die Mobilität und Lebenswert in unserer Stadt verbessern möchten,  setzt sich nach Kräften dafür ein,  dass dieses Thema nicht an Momentum verliert. Wir haben daher Ideen entwickelt, wie diese Veränderung des Straßenraums aussehen und dann auch konkret ausgestaltet werden könnte.

In diesem ersten Teil einer Reihe von Artikeln daher erst einmal eine Begriffsklärung, worum es beim “Superblock” Begriff überhaupt geht und wie dieses Konzept anderswo bereits umgesetzt wird.

“Superblocks”: Was ist das?

“Superblocks”. Auch “Superinseln” oder “Kiezblocks” genannt. Es handelt sich um ein Konzept städtischer Verkehrsplanung zur Verkehrsberuhigung von Wohnquartieren. Hierbei wird durch diverse Maßnahmen der motorisierte Verkehr an der Durchquerung gehindert und stattdessen auf die Hauptverkehrsstraßen geleitet. Ziele, neben der Verkehrsberuhigung, sind die Erhöhung der Sicherheit und der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum für die Menschen in den Wohnquartieren.

Beispiel Barcelona: Superilles

Das Thema “Superblocks” ist eng mit der Stadt Barcelona verbunden. Früher als anderswo wurde hier das Modell entwickelt, das heute als “Superblock”-Konzept einen Siegeszug durch die Städte feiert.

Das Vorhaben funktioniert dort so: Im weitgehend schachbrettartigen Straßensystem Barcelonas werden jeweils bis zu 9 Straßenblöcke zu sogenannten “Superilles“,der katalanische Begriff für Super-Inseln, zusammengefasst.

Innerhalb eines solchen Superblocks haben Fußgänger und Radfahrer Vorrang und Vorfahrt. Auf zweispurigen Straßen wird den Autos eine Spur genommen, und diese Straße somit zur Einbahnstraße. Den somit freiwerdenden und umgestalteten Straßenraum können Kinder zum Spielen nutzen,  Anwohner können auf neu errichteten Parkbänken Kaffee trinken und sich unterhalten. Der bis dahin einseitig dem Autoverkehr geopferte Straßenraum wird weiter aufgewertet – und das trübe Grau der Straße durch bepflanzte, erhöhte Beete, Blumentöpfe und Bäume ersetzt. Kraftverkehr ist – wenn überhaupt – nur noch auf den verbliebenen Einbahnstraßen erlaubt, mit 10-20 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit.

Das Ergebnis: Die Straßen wandeln sich in einen erweiterten Wohnraum, ja für manche Anwohner/innen werden sie zu einem Wohnzimmer im Freien. Man kann das Lachen von Kindern wieder vernehmen statt dem Lärmen der Motoren, frische Luft statt Abgase atmen und entspannte Anwohner treffen, die wieder miteinander ins Gespräch kommen können, ohne sich anbrüllen zu müssen.

Der Vollständigkeit halber muss man sagen, dass die Superblöcke auch in Barcelona zunächst nicht auf allgemeine Gegenliebe stießen und es teils erbitterte Proteste gab. Doch mittlerweile sind die Superblöcke ein großer Erfolg, für Geschäfte wie Anwohner gleichermaßen.

Bilder und weitergehende Informationen findet ihr unter anderem hier:

Beispiel Darmstadt: “Heinerblocks”

Im Rahmen der Initiativen rund um den “Klimaentscheid Darmstadt” wurde ebenfalls bereits ein Konzept für Superblocks dort entwickelt. Diverse innenstadtnahe Quartiere wurden bereits als mögliche Superblocks definiert (siehe Bild 1 unten) und dann für sie konkrete Ideen entwickelt (siehe Bild 2 und 3 unten). Im Koalitionsvertrag der Rathausparteien ist das Konzept der Superblocks ebenfalls enthalten. Darin ist die Absicht enthalten, ein solches autoarmes Bestandsquartier zu schaffen und erproben.

Weitergehende Informationen findet man unter anderem hier:

Und was ist mit Wiesbaden?

Wir wünschen uns für Wiesbaden ähnliche Konzepte. Wiesbaden hat ähnliche, teils noch krassere  Probleme mit dem Durchgangsverkehr, wie etwa Darmstadt oder Barcelona. Es gibt also mehr als genug Gründe zu handeln. Das Konzept der Superblocks ist ein Werkzeug manche dieser Probleme anzugehen.

Wir möchten den durch den Superblock-Sonntag (vom 3.7.2022) entfachten Enthusiasmus nutzen und das Thema nicht abkühlen lassen. Wir wollen nicht, dass sich erst in 10+ Jahren erste Veränderungen zeigen. Die Klima- wie die Verkehrswende sind notwendig und erfordern schnellere Maßnahmen.

Im zweiten Teil unserer Superblockreihe (Link siehe unten), benennen wir die Probleme und Gründe zum Handeln in Wiesbaden. Vor allem aber hat sich Wiesbaden neu bewegen e.V. eigene Gedanken gemacht und ein Stufen-Konzept zur Umsetzung der Superblock-Konzepte erarbeitet, das wir vorstellen möchten.

Disclaimer: Wir sind ein gemeinnütziger Verein engagierter Bürger:Innen und Organisationen aus Wiesbaden und Umgebung. Wir sind auf das ehrenamtliche Engagement unserer Mitglieder angewiesen. Weder können noch wollen wir die Expertise und die Arbeit von städtischen Dezernaten, ESWE Verkehr und professionellen Planern ersetzen. Wir können und wollen aber bestehende Zustände und Vorhaben hinterfragen, (durchaus ambitionierte) Ideen und Konzepte erstellen, und in die entsprechenden Kanäle leiten, um beim Thema Verkehrs- und Klimawende spürbare Veränderungen in Wiesbaden einzufordern.

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