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Der 1. Entwurf des Nahverkehrsplans 2030 — Teil 1: Die Hierachisierung

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Am Donnerstag, den 11. Oktober, wurde der erste Entwurf für den Nahverkehrsplan 2030 vorgestellt. Nach langer Vorarbeit konnte die Öffentlichkeit erstmals sehen, wie die externen Planer sich den öffentlichen Personennahverkehr in Wiesbaden vorstellen.

Wir schauen uns in einer mehrteiligen Artikelserie an: was würde sich strukturell am Busverkehr in Wiesbaden ändern? Welche neuen Linienverläufe es geben würde und wie würde sich das auf verschiedene Verbindungen auswirken? Und wie geht es bei der Erstellung des Nahverkehrsplans weiter?

In diesem 1. Teil geht um die wohl größte angedachte Änderung.

Die Hierarchisierung des Busnetzes

Hierarchisierung: „Handlung/Maßnahme, Objekte aufgrund bestimmter Kriterien in eine hierarchische Ordnung zu bringen“ (wiktionary.org, 17.10.2023)

Mit “Hierarchisierung” ist in diesem Fall gemeint, dass es im Grunde mehrere Busnetze gibt, die nach Bedeutung und Wichtigkeit in eine hierarchische Ordnung gepackt sind.

Den Planern schwebt eine dreistufige Hierarchie mit Unterstufen vor. Ganz oben stehen die Metrobusse und die Expressbusse. Diese bedienen stark nachgefragte Verbindungen innerhalb Wiesbadens und im Umland, sofern es dort keine Schienenverbindung gibt. Die Stadtbusse und Regionalbusse fahren ergänzend zu den Metro- bzw. Expressbussen und bedienen dabei auch verstärkte tangentiale Verbindungen zwischen den Stadtteilen, wodurch Fahrten über die Innenstadt nicht mehr nötig wären. Das Ergänzungsnetz bestehend aus Quartiers- und Vorortbussen ist, wie der Name sagt, ergänzend zum Netz, um Lücken durch weitere (tangentiale) Verbindungen zu füllen.

Metrobusse

Vor ein paar Jahren hat Frankfurt Metrobusse bei sich eingeführt — in Wiesbaden würde sich die Planer das auch vorstellen können. Einstellige Liniennummern mit einem zusätzlich vorangestellen “M” würden diese Linien klar erkennbar machen. Sie würden jeweils in einem 15-Minuten-Takt fahren, der bei sich überlagernden Metrobus-Abschnitten zu einem 7,5-Minuten-Takt verdichten würde.

Diese Linien sollen weite Teile des Radialverkehrs übernehmen. Das heißt, sie führen oftmals von einem Ende der Stadt über die Innenstadt und/oder den Hauptbahnhof zum anderen Ende der Stadt. Aufgrund der hier zu erwartenden Nachfrage sind hier Gelenkbusse oder Doppelgelenkbusse vorgesehen.

Frankfurt hat im Dezember 2020 das Metrobussystem eingeführt. Seitdem führen einige Linien das „M“ vor der Nummer. Die meisten Linien existierten vorher bereits. Mit die Bezeichnung Metrobus wurde eine einheitliche Taktung auf allen Linien miteingeführt, über die im Vorfeld auch ausführlich informiert wurde. (Bildquelle: frankfurt.de, 17.10.2023)

Stadtbusse

Diese Linien erfüllen die gewohnte Funktion von Stadtbussen. Angedacht ist ein 30- bis 60-Minuten-Takt pro Linie. Viele Linien werden aber zu sogenannten Linienbündel zusammengefasst. Das bedeutet, dass oftmals jeweils zwei oder drei Linien sich über weite Abschnitte einen Linienweg teilen. Auf diesen Abschnitten würde dann ein kürzerer Takt (z.B. 15-Minuten-Takt) entstehen. Eingesetzt werden sollen Solobusse oder Gelenkbusse.

Durch die Netzkonstruktion ergeben sich zusätzlich zahlreiche neue Quer- und Tangentialverbindungen zwischen den Stadtteilen. Dies wird Fahrgastverlagerungen zur Folge haben. Wenn heute beispielsweise für eine Fahrt von Klarenthal nach Dotzheim Kapazitäten auf abschnittsweise zwei Linien (mit Umstieg an der Carl-von-Linde-Straße) benötigt werden, würde eine Direktverbindung die Kapazitäten auf anderen Linien, die nicht über Dotzheim verlaufen, freimachen.

Ergänzungsnetz: Quartiers- und Vorortbusse

Dieser Linientyp wäre — wie die Metrobusse — größtenteils ein Novum für Wiesbaden. Ziel ist es, in einem 30- bis 60-Minuten-Takt schwach nachgefragte tangentiale Verbindungen in den ÖPNV zu bekommen. Hierfür wären auch entsprechend kleine Fahrzeuge (Minibus oder Midibus) vorgesehen.

Midibusse sind quasi kleinere Solobusse. Sie passen dadurch auch um etwas engere Kurven. Aufgrund der geringeren Größe haben sie entsprechend eine geringere Kapazität und eignen sich daher eher für schwächer nachgefragte Strecken. (Bildquelle: bild-bus.de, 17.10.2023)

Komplett neu wäre die Einführung eines Quartiersbus, der bisher noch nicht oder nur schlecht abgedeckte Gebiete (wie z.B. die Felsenstraße in Dotzheim oder Am Birnbaum in Sonnenberg) anfahren würde. Die Linie 31 würde diese Funktion übernehmen und als Minibus diese abfahren.

Minibusse sind in Wiesbaden keine Neuheit. Auf der Anrufsammeltaxi-Linie 24 von Frauenstein zum Bestattungswald TerraLevis wird dieser Bus bereits eingesetzt. (Bildquelle: omnibusfotos.de, 17.10.2023)

Express- und Regionalbusse

Zusätzlich gibt es weiterhin die bereits bekannten Expressbus (mit einem “X” bezeichnet) und Regionalbusse. Diese sollen aber zusätzlich ausgebaut werden, um schnelle und damit konkurrenzfähige ÖPNV-Angebote in nahgelegene Orte anzubieten. Dabei rückt vor allem Mainz in den Blick , wo es aktuell keine entsprechende Express- oder Regionalbusverbindung über die Schiersteiner Brücke gibt. Express- und Regionalbusse sollen in einem 30- oder 60-Minuten-Takt fahren. Bei Überlagerungen verdichten sich die Takte entsprechend.

Im RMV hat sich das Expressbus-Netz etabliert. Zahlreiche Verbindungen vor allem um Frankfurt herum verbinden Punkte, die keine Schienenverbindung haben. In Wiesbaden gibt es aktuell vier Expressbuslinien: die X26 (über Hofheim/Taunus nach Bad Homburg), die X72 (nach Limburg), die X76 (nach Nastätten) und die die X79 (zwischen Biebrich und Bad Schwalbach). (Bildquelle: rmv.de, 17.10.2023)

Ausblick

In Teil 2 sehen wir uns das vorgeschlagene Netz konkret an. Welche Direktverbindungen kommen hinzu — welche fallen weg? Hier geht’s zu Teil 2.

Die vierwöchige Bürgerbeteiligung startet am Montag, den 16.10.2023. Alle Interessierten können sich auf dein.wiesbaden.de/nvp den Entwurf genau ansehen und zusätzliche Ideen und Kritik einbringen.

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