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OB-Wahl 2025: Thilo von Debschitz

Transkript

Frage 1: Prioritäten | Welche drei Maßnahmen sollen die Mobilität in Wiesbaden verbessern?

Für mich ist ganz entscheidend, dass der öffentliche Personennahverkehr wieder in die Spur kommt. Da wurden in den letzten Jahren viele Fehlentscheidungen getroffen. So wurden beispielsweise Wasserstoffbusse angeschafft. Die wurden wieder abgeschafft. Es wurden in Erwartung der Citybahn Solo-Busse angeschafft, die eigentlich von der Kapazität her zu klein sind, die wir jetzt aber haben.

Wir haben Miet-Fahrräder angeschafft, die wurden wieder abgeschafft. Es wurde eine neue Tangentiallinie eingeführt, die wurde wieder abgeschafft. Die Stimmung ist teilweise auch innerhalb der Belegschaft nicht so gut. Das ganze Thema ÖPNV ist politisiert und ich will versuchen, das zu entpolitisieren.

Deswegen würde ich als Oberbürgermeister auch das Thema ÖPNV konkret ESWE Verkehr zur Chefsache machen und den Aufsichtsratsvorsitz von ESWE Verkehr übernehmen, weil ich das Gefühl habe, diese mobile Daseinsvorsorge darf nicht politisiert werden, sondern sie muss von einem Unabhängigen geführt werden.

Und dafür stehe ich. Das heißt, diesen Bereich möchte ich weiter vorantreiben. Mit dem neuen Nahverkehrsplan ist ja da auch ein, wie ich finde, guter Schritt in die richtige Richtung getan. Das ist also für mich ganz wichtig. Dann habe ich das Gefühl, dass das Baustellenmanagement deutlich optimiert werden kann. In meinen vielen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern wird mir gespiegelt, dass eine Straße zweimal aufgerissen wird oder Baustellen hintereinander angeordnet sind, die dann den Verkehr noch mal zusätzlich ausbremsen.

Und allgemein würde ich darauf einwirken wollen als Oberbürgermeister, dass der Verkehrsfluss für alle Verkehrsteilnehmer verbessert wird. Das sind die drei Maßnahmen, die ich initiieren würde.

Frage 2: Tempo 30/40 | Meinung zu den neuen Tempo 30/40 Regelungen im Innenstadtbereich

Ich spreche mich ganz klar für Tempo 30 aus vor Schulen, vor Kindergärten in Wohngebieten und ansonsten auf den Hauptverkehrsachsen für Tempo 50, also eigentlich diese 30/50 Regelung. Das wäre meine bevorzugte Regelung. Ich halte diesen Schilderwald, den wir aufgebaut haben, für eine relativ deutsche bürokratische Angelegenheit. Deswegen wäre ich für eine ganz klare Regelung Tempo 30 dort, wo es auf jeden Fall notwendig ist, wo unter Umständen Kinder auf die Straße laufen könnten und Tempo 50 auf den Hauptverkehrsachsen, Tempo 30 bremst ja auch den Busverkehr aus. Also auf den Strecken, wo ein Bus mich voranbringen kann, ist es dann so, dass der Bus dann seine Geschwindigkeit nicht ausspielen kann, weil wir nur Tempo 30 haben und alles, was Leute davon abhält, vom Auto auf den Bus umzusteigen, sehe ich kritisch. Also müssen wir schon schauen, dass wir grundsätzlich an den Stellen, wo ein Bus auch seine Geschwindigkeit ausspielen sollte, eben diese Möglichkeit weitergeben.

Frage 3: Autoverkehr | Aktuelle Autoverkehr-Situation in Wiesbaden: Beurteilung und Konzepte

Die aktuelle Situation bewerte ich als unbefriedigend. Es gibt viele Autos, wie Sie richtigerweise sagen. Ich glaube, 142.000 Zulassungen haben wir gehabt und einen gewissen Pendlerverkehr müssen wir natürlich tolerieren, ganz klar. Auch meine Frau ist Pendlerin, arbeitet in Eschborn und wenn sie mit den ÖPNV Verkehrsmittel fährt, ist sie einfach viel zu lange unterwegs. Da würde sie, glaube ich, drei bis vier Stunden in Öffentlichen Verkehrsmitteln verbringen. Das ist nicht zumutbar. Das heißt, sie ist auf das Auto angewiesen.

Und wir müssen auch dankbar sein, dass viele Menschen in unsere Stadt kommen, arbeiten und einkaufen. Ein Teil des Problems ist der Durchgangsverkehr, den wir haben. Und da müssen wir auf jeden Fall schauen, dass wir auch beim Land noch mal investieren, dass wir den Durchfahrtsverkehr für LKW möglichst sperren. Denn das ist, glaube ich, ein großes Problem. In der Nähe, wo ich wohne, nahe der Schützenstraße, rattern die LKWs durch. Und das gilt sicherlich für alle Anwohner, die dort wohnen. Keine befriedigende Situation.

Ich bin dafür, dass wir die Aartalbahn reaktivieren, die dann auch Ziel- und Durchgangspendler aus dem Taunus-Kreis schnell in die Innenstadt bringt. Aus gleichen Gründen müsste man Taktverbesserungen bei der Bahn prüfen, und wir müssen gleichzeitig – auch das dient ja der Optimierung des Verkehrsflusses – das teure digitale Verkehrsleitsystem aktivieren.

Frage 4: Modalsplit | Zukunft des Modalsplits in Wiesbaden: Welche Konzepte und Vorbilder aus Wissenschaft und anderen Städten gibt es?

Die Wahl des Verkehrsmittels ist jedem Einzelnen selbst überlassen. Da gibt es keine Vorgaben, sondern wir leben in einer Demokratie und jeder kann sein Verkehrsmittel frei wählen. Und für Wiesbaden lässt sich auch keine feste Verteilung vorgeben, weil der Modal Split in Hessloch, dem kleinsten Stadtteil, natürlich ganz anders ist als in der Innenstadt von Wiesbaden.

Aber die Staus in Wiesbaden machen deutlich, dass die Kapazitätsgrenze für den motorisierten Individualverkehr erreicht ist. Das heißt, Zuwächse lassen sich dann nur noch auf dem Rad, zu Fuß oder mit dem ÖPNV erreichen. Und das ist auch noch mal die Betonung meines wichtigsten Themas. Das heißt, dieser ÖPNV in Wiesbaden muss so attraktiv wie möglich gemacht werden. Er muss eigentlich unsere Vision sein, dass wir den besten öffentlichen Personennahverkehr der Region anbieten.

Und was andere Städte angeht: Ich bin kein Verkehrswissenschaftler, aber ich war jetzt gerade in Skandinavien, wo man sieht, dass die Ladestationen viel weiter ausgebaut sind als hier. Und würde man das hier in Wiesbaden auch machen, dann würden wahrscheinlich viele Menschen auch auf E-Mobilität umsteigen.

Ich glaube, da haben wir in Deutschland noch einen relativ großen Nachholbedarf und schließlich werden wir in den nächsten Jahren auch Fortschritte des autonomen Fahrens erleben. Da sind die Amerikaner natürlich schon relativ weit. Da kann ich noch nicht beurteilen, inwieweit sich das in den nächsten 10/15/20 Jahren auf den Verkehr auswirkt, wenn die Fahrzeuge dann miteinander kommunizieren. Aber auch da werden wir, glaube ich, noch einige Innovationen erleben.

Eine Radschnellverbindung nach Mainz? Dafür würde ich mich stark machen wollen. Das finde ich wichtig. Ansonsten muss man gucken, je nach Bedarf, wo es sinnvoll ist, neue Radwege einzuführen. Die Einrichtung neuer Radwege auf Busspuren. Da bin ich etwas zurückhaltend, weil das auch durchaus gefährlich ist. Unabhängig davon, dass der Busverkehr dann auch erneut wieder ausgebremst wird. Wie also sozusagen einmal die Busverkehr ausbremsen und b neues Gefahrenpotential schaffen.

Frage 5: Radverkehr | Wie kann Wiesbaden die Radinfrastruktur sicherer und attraktiver gestalten?

Überhaupt würde ich versuchen, die Verkehrsträger, auch aus Sicherheitsgründen, etwas voneinander zu trennen, also die Hauptverkehrsachsen für die Autos und die Nebenstraßen, für die Fahrräder. Und das ist ja auch das Ziel des Rad-Sterns, womit man versucht, einfach auch ein Sicherheitsgefühl zu schaffen.

Also es gibt nicht nur den Unmut der Fahrradfahrern gegenüber den Autofahrern, sondern auch von den Autofahrern gegenüber den Fahrradfahrern. Aber insgesamt ist der Umgang miteinander sehr fair.

Natürlich gibt es schwarze Schafe in beiden Gruppen. Und genau da würde ich versuchen, eine Trennung herbeizuführen. Ein Beispiel ist auch der Abzweig, den man weggenommen hat von dem Ersten Ring unterhalb des Landeshauses in die Biebricher Allee. Das hat dazu geführt, dass die Autos jetzt in Wohngebieten fahren, um zur Biebricher Allee zu kommen. Das kann auch nicht im Sinne des Erfinders sein.

Und da liegt die Lösung einer Fahrradampel und einer Möglichkeit bereits auf dem Tisch. Das, finde ich, sollte man umsetzen. Was ich auch gut fände, wäre ein Fahrrad-Parkhaus am Hauptbahnhof auch nach niederländischem oder skandinavischem Vorbild. Das finde ich sehr wichtig.

Und was auch noch wichtig ist, glaube ich, für alle Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer ist, dass wir eine gute Winterräumung der Fahrradwege haben. Denn da ist es ganz oft so, dass nicht nur der Busverkehr, sondern auch der Fahrradverkehr zum Erliegen kommt, sobald es auch nur anfängt, ein bisschen zu schneien in Wiesbaden.

Und dann sollte man auch nach dem Vorbild von Bolt schauen, dass man E-Bike-Sharing-Angebote in Wiesbaden fördert und aktiviert. Denn wir haben eine besondere Topografie in Wiesbaden mit steilen Anstiegen. Und da ist, glaube ich, diesem ganzen Thema E Bike eine höhere Bedeutung beizumessen. Da sollten wir auch mehr Angebote für die Bürgerinnen und Bürger machen.

Frage 6: ESWE Verkehr | Wie lassen sich die Finanzierung von ESWE Verkehr langfristig sichern und Fahrplankürzungen vermeiden?

Grundsätzlich kann ich als Oberbürgermeister formal nichts daran ändern, weil das immer Haushaltsbeschlüsse sind, die dann von der entsprechenden Regierungsmehrheit getragen werden müssen. Aber ich hatte ja schon gesagt, dass Schwerverkehr für mich ein ganz, ganz wichtiges Thema ist und dass wir eine politische Mehrheit finden müssen zur grundsätzlichen Ausrichtung von ESWE Verkehr. Mobilität ist eine Daseinsvorsorge und darf nicht in politischen Machtspielen untergehen.

Also ganz wichtig, dass alle Beteiligten ein stabiles Bekenntnis finden zu ESWE Verkehr, idealerweise auch, dass es langfristig planbar bleibt. Was, glaube ich, eine ganz gute Entwicklung ist, dass sich ESWE Verkehr jetzt wieder auf das Kerngeschäft Bus konzentriert und damit verringert sich auch die politische Angriffsfläche, sodass man sich wirklich fokussieren kann auf diesen gesamten Bereich Bus.

Aktuell sind die Aufsichtsratsgespräche politisch überlagert. Das möchte ich ändern, indem ich den Aufsichtsratsvorsitz übernehme. Ich bin unabhängig. Ich bin kein Mitglied einer Partei. Und ich möchte gucken, dass wir da stabile Mehrheiten finden, um den Busverkehr nach vorne zu bringen. Außerdem die Einschaltung eines Wirtschaftsprüfer und eines Wirtschaftsprüfungsunternehmens, um zu schauen, welche Konsolidierungsmöglichkeiten wir bei Schwerverkehr noch haben.

Denn wir haben relativ große Ziele. Wir müssen gucken, dass wir Doppel-Gelenkbusse anschaffen. Wir brauchen für diese neuen Busse auch Platz. Das heißt, ein neuer Betriebshof muss eingerichtet werden. Das kostet alles Geld, und dafür muss die Ausstattung von ESWE Verkehr wirklich bestmöglich sein.

Frage 7: Straßenbahn | Citybahn abgelehnt, Probleme bleiben: Was ist Plan B? Kann Wiesbaden langfristig ohne Schienennahverkehr auskommen?

Wiesbaden hat ja bereits einen Schienen-Nahverkehr, nämlich S Bahn und mehrere Regionalbahn-Linien. Wir haben die Ländches-Bahn, die vom Hauptbahnhof in bestimmte Stadtteile konkurrenzlos schnell Menschen transportiert. Das gilt auch für die S Bahn, für die Regionalbahn. Was man vielleicht noch ausbauen sollte, wäre gerade in den Rush Hours eine schnelle Verbindung der Landeshauptstadt mit Frankfurt. Vielleicht über Direktverbindungen, so wie man das auch aus anderen Städten kennt, mit Expresszügen, Weil auch die VIA-Züge relativ oft ausfallen, muss eine stabile Verbindung gerade für die Pendler, die in Darmstadt arbeiten, zu finden sein.

Als Demokrat muss ich die Entscheidung der bürgerlichen Mehrheit hier in Wiesbaden akzeptieren. Es haben sich immerhin 46 % an dieser Umfrage für oder gegen Citybahn beteiligt und 2/3 der Menschen waren dagegen. Das heißt, das Thema Citybahn ist jetzt erst mal kein Thema.

Umso wichtiger ist das Thema ÖPNV im Bereich Bus, dass die neuen Doppel-Gelenkbusse, mit großen Kapazitäten, die man ansonsten mit einer Citybahn hätte transportieren müssen, jetzt angeschafft werden und  dass die Metro-Buslinien auch im neuen Nahverkehrsplan Erwähnung finden.

Und die Reaktivierung der Bahnstrecke ist auch schnellstmöglich voranzubringen. Das heißt, wir werden uns jetzt aufgrund der politischen Gegebenheiten, die so sind wie sie sind, fokussieren darauf, dass wir zum einen den bereits bestehenden Schienenverkehr rund um Wiesbaden, dass wir den weiter ausbauen und ansonsten den Busverkehr entsprechend ausstatten, sodass die Kapazitäten, von denen sie gerade gesprochen haben, auch entsprechend transportiert werden können.

Ich hatte ja schon geschildert, dass wir beim ÖPNV, den wir jetzt haben, gucken müssen, welche Effizienz-Potenziale wir da noch heben können? Gibt es möglicherweise auch da Konsolidierungsmöglichkeiten? Wir haben relativ viel Geld ausgegeben in der Vergangenheit für Fehlentscheidungen. Ich hatte schon die zu kleine Busse angesprochen, die man in Erwartung einer Citybahn angeschafft hat und die sich jetzt als zu klein erweisen, so dass man, glaube ich, gucken muss, dass langfristig die richtigen Entscheidungen getroffen werden und wir uns auf das Kerngeschäft Bus jetzt einfach fokussieren, aufgrund auch des Bürgerentscheids.

Wichtig für einen ÖPNV ist natürlich auch eine angemessene Bezahlung und ein gutes Betriebsklima. Auch dafür würde ich mich stark machen. Aber mit einer Citybahn oder einer Wiesbadener Stadtbahn beschäftige ich mich aktuell nicht, weil ich das Votum der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Wiesbaden natürlich akzeptiere.

Frage 8a: Fußgänger | Wie nehmen Sie Wiesbaden aus Fußgängersicht wahr? Kann Wiesbaden wirklich Fußgängerstadt Nr. 1 werden – und wie?

Also grundsätzlich glaube ich, dass Wiesbaden eine fußgängerfreundliche Stadt ist. Aber es gibt noch ganz viel Potenzial zur Verbesserung. Gerade wenn man sich das Thema Barrierefreiheit anschaut Absenkung von Bürgersteigen ist da, glaube ich, noch Potenzial.

Ich finde, Falschparker sollten konsequenter abgeschleppt werden, weil sie eben auch Menschen mit Rollatoren oder mit Kinderwägen, die nicht so leicht um ein Auto herumlaufen können, blockieren. Und ganz oft sind auch E Roller im Weg. Da gibt es ja jetzt die ersten Möglichkeiten, die Roller ordentlich abzustellen. Ich spreche mich dafür aus, dass wir solche Abstellmöglichkeiten noch weiter vorantreiben. Wir haben zwar keine Pariser Verhältnisse, wo dann die Roller in den Fluss geschmissen werden, aber ich glaube, die Akzeptanz bei der Bevölkerung für diese Mobilität der E-Roller  wäre höher, wenn sie sich geordneter abstellen lassen. Und dann sind auch die Fußgängerwege wieder freier, denn manchmal wird eben auch auf Fußgänger gerade in dieser Beziehung zu wenig Rücksicht genommen.

Das Ziel der Fußgängerstadt Nummer Eins ist sehr ambitioniert. Ich weiß nicht, also grundsätzlich bin ich immer ein Mensch von großen Visionen. Und dass man groß denkt, aber das führt natürlich dann möglicherweise zu Enttäuschung, wenn man das Ziel nicht erreicht.

Und gerade beim Thema Wasserstoffbusse, das ich vorhin angesprochen hatte, da hat man ja schon mal gesehen, wie es ist, wenn man so eine Vorbildstadt sein will, dann aber vielleicht am eigenen Anspruch scheitert und die Wasserstoffbusse am Ende wieder abgeben musste.

Deswegen wäre ich grundsätzlich eher ein Freund von… – es passt ja auch zu dem Thema Fußgänger – von kleinen Schritten. Wenn wir dann am Schluss Fußgängerstadt Nummer Eins sind, dann bin ich natürlich auch der Erste, der sich darüber freut.

Frage 8b: Fußgänger | Wo ist ihr persönliches „Wohnzimmer“ im öffentlichen Raum? Was ist dort gut?

Ich sitze sehr gerne im italienischen Restaurant Al Gusto in der Moritzstraße. Das ist zwar nicht mein Wohngebiet, aber dort esse ich sehr gerne. Dort gibt es ein Parklet, das heißt, man hat Autos Parkraum weggenommen, damit man draußen sitzen kann, und da fährt der Verkehr um einen herum. Aber das stört mich überhaupt nicht, weil das die italienische Atmosphäre nur noch potenziert. Das heißt, dort halte ich mich besonders gerne auf,

und das soll auch so bleiben.

Ich bin also auch ein großer Freund dieser Parkplätze. Auch die Nerostraße hat dadurch sehr gewonnen. Das ist ja damals in Corona-Zeiten entstanden, und ich glaube, dass Menschen das zu schätzen gelernt haben, dass man jetzt mehr draußen sitzen kann. Und wenn wie in der Moritzstraße der Verkehr da an einem vorbei rauscht, das nimmt man dann eben in Kauf. Aber dafür ist man im Freien und das ist der Ort, wo ich mich am liebsten aufhalte.

Frage 9: Bus-/Umweltspuren | Was ist Ihre Position zu Bus- und Umweltspuren in Wiesbaden – Zukunft, Notwendigkeit und Verbesserungen?

Ich befürworte Busspuren überall da, wo zahlreiche Buslinien entlang fahren und wo auch ein großes Stau-Risiko besteht. Ich glaube, dass man die Akzeptanz von Busspuren auch noch steigern kann durch verschiedene Maßnahmen. Man könnte beispielsweise vielleicht in den Nachtstunden Menschen erlauben, auf den Busspuren zu parken, wenn da keine Busse fahren. In der Rush Hour fände ich es gut, wenn die Busspuren wirklich nur für Busse genutzt werden können.

Denn ansonsten würden Fahrradfahrer unter Umständen auch dann die Geschwindigkeit eines Busses wieder ausbremsen. Und auch das sorgt für weiteres Gefahrenpotenzial. Da muss man natürlich dann auch wieder schauen, wie das mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen ist. Denn wenn ich eine freie Busspur habe, und da steht dann aber 30 auf dem Schild, dann kann der Bus seine Geschwindigkeitsvorteile nicht ausspielen.

Zusätzlich zur Verlässlichkeit der Busspuren kommt natürlich auch noch die Tatsache, dass wir einen guten Winterdienst brauchen, damit auch diese Busspuren befahren werden können und nicht der die Menschen vom Busverkehr oder vom ÖPNV abgeschnitten sind, sobald die erste Schneeflocke fällt.

Was die Frage nach weiteren Busspuren angeht: Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin kein Verkehrsexperte, sondern da gibt es sicherlich Leute, die das auch aufgrund des neuen Nahverkehrsplanes überprüfen werden und auch überprüfen werden, wo überall Busspuren nötig sind. Da wird man untersuchen: Welche Buslinien haben regelmäßig Verspätungen? Wo kann man durch die Einführung von Buslinien diese Verspätung wieder einholen?

Und auch da gilt: Wie kann ich dem Bus durch ausreichende Geschwindigkeit auch ermöglichen, Verspätungen wieder einzuholen? Also ich denke, das wird im Rahmen des neuen Nahverkehrsplans untersucht werden und daraus werden sich dann die Erfordernisse gegebenenfalls neuer Busspuren ableiten. Aktuell sehe ich jetzt als jemand, der durch Wiesbaden geht oder fährt, keine zusätzliche Busspur, die sich mir aufdrängen würde.

Frage 10: Superblöcke | Wie reagieren Sie auf die Wünsche für verkehrsberuhigte Quartiere – mehr Lebensqualität oder Angst vor Autoverdrängung?

Zum einen wurde ja im Rahmen der Superblock-Aktivitäten festgestellt oder es Verkehrsflüsse untersucht, auch von den Anwohnerinnen und Anwohner. Und da hat man gerade im Rheingau-Viertel festgestellt, dass viele Autofahrerinnen und Autofahrer Abkürzungen nehmen zwischen zwei Ringen. Da bin ich auf jeden Fall dafür, dass man versucht, den Verkehrsfluss so zu steuern, dass diese Abkürzungen zwischen den Ringen möglichst aufgehoben werden. Denn das ist in der Tat den Anwohnerinnen und Anwohnern dieser teilweise ja sehr dicht besiedelten Gebiete nicht zuzumuten.

Als jemand, der Feste in Wiesbaden fördern will, finde ich es auch grundsätzlich toll, wenn für die Dauer eines Wochenendes eine Straße gesperrt wird, für den Autoverkehr und Nachbarinnen und Nachbarn auf diese Weise zueinanderfinden. Allerdings weiß ich nicht, ob es konsensfähig ist, den Verkehr dauerhaft zu sperren für diese Straßen.

Ich habe da auch mit vielen Menschen gesprochen. Gerade ältere Menschen befürchten, dass sie dann eben nicht mehr komfortabel zu ihrer Wohnung kommen. Deswegen wäre ich da noch zurückhaltend, was eine dauerhafte Sperrung angeht. Bei kleinen Straßen finde ich das wiederum gut. Also Sie haben ja gesehen, bei der Gerichtsstraße, das ist ja nur eine kleine Straße, da halte ich das für eine große Aufwertung, dass man dort den Verkehrsfluss gesperrt hat und gesagt hat, das ist jetzt eine reine Fußgängerzone. Dort habe ich auch mit vielen Anwohnerinnen und Anwohner gesprochen, die das im Grundsatz ganz toll finden. Bei solchen Maßnahmen muss man immer gucken: Was hat das für weitere Auswirkungen? Der Parkplatzverkehr könnte sich dadurch beispielsweise verstärken. Also muss man auch das im Blick behalten. Zum Beispiel durch neue Quartiersgaragen, die man den Anwohnerinnen und Anwohnern anbietet. Aber wie gesagt: Bei kleinen Straßen bin ich grundsätzlich für Verkehrsberuhigung.

Bei größeren oder bei wichtigen Straßen, wo mehr Menschen wohnen, wäre ich noch zurückhaltend. Grundsätzlich finde ich es aber toll, wenn solche Initiativen entstehen, die ja auch im Grunde genommen die Lebensqualität in einer Stadt erhöhen wollen und auch die die Nachbarschaftlichkeit, also das nachbarschaftliche Miteinander fördern wollen. Und das ist natürlich eine Sache, die ich auf jeden Fall befürworte.

Frage 11: Ostfeld und Straßenbahnanbindung | Wie stehen Sie dazu?

Also erst einmal: Grundsätzlich bin ich für diese Stadtteilentwicklung Ostfeld. Das ist ja nicht bei allen Parteien so, das war ein überparteilicher Beschluss schon vor einigen Jahren. Ich glaube, dass wir das Ostfeld brauchen, um den allgemeinen Wohnungsdruck in Wiesbaden abzukühlen.

Sie haben recht, eine Schienenverbindung ist eigentlich Bestandteil dieser ursprünglichen Genehmigungsvoraussetzungen. Aber Wirtschaftlichkeitsberechnungen haben ergeben, dass eine Bahnanbindung nicht förderfähig ist und ohne Förderung bekommen wir kein Geld. Und ohne Geld können wir eine Bahnanbindung nicht realisieren. So einfach ist das.

Das heißt, eigentlich könnte man die Ländchesbahn mit einem Abzweig ans Ostfeld anbinden. Das wäre eine Möglichkeit. Innerhalb des Ostfeldes, das ja weitgehend autofrei geplant wird, wäre natürlich auch noch mal eine Bahnverbindung möglich. Und ansonsten wird ja aktuell geprüft, ob man Schnellbusse, Metrobusse, einsetzen kann, die dann diesen Stadtteil mit der Innenstadt bzw. mit dem Hauptbahnhof verbinden. Und das könnte dann eine Option, eine Alternative zu einer nicht förderfähigen Schienenanbindung sein, so dass Busse mit entsprechenden Kapazitäten, abhängig auch von der Nutzung in Stoßzeiten, genau diesen Bedarf decken werden.